
Dieses Bild zeigt die Menge der Tabletten, die ich (Carsten) während der ersten 6 Monate diesen Jahres schlucken musste. Von 3x Malaria bis zu hartnäckigen Atemwegs- und monatelangen Hautinfekten war einiges dabei. Wir sind dankbar, dass wir so viele Medikamente zur Verfügung haben.
Denn dieses Vorrecht hat nicht jeder. Einmal hatte Jose, Cajus bester Freund, Fieber und Kopfschmerzen und es ging ihm nicht gut. Ich nahm das erstmal nur zur Kenntnis. Meistens handelt es sich um Malaria. Am nächsten Tag war er wieder bei uns. Aber meine Frage, ob sein Blut untersucht worden sei oder er Medikamente bekommen habe, verneinte er. Er saß nur still in einer Gartenecke bei uns und hatte sich damit abgefunden, sein Elend auszuhalten. Seine Mutter hatte ihm kein Geld für die Blutuntersuchung oder die Medizin geben.
Wir haben leider eine sehr genaue Vorstellung davon, wie man sich mit einer Malariaerkrankung fühlt. Zuletzt wurde die Erinnerung daran vergangene Woche wieder aufgefrischt. Die Fieberschübe ohne Schmerzmittel geschweige denn Malariatherapie durchzustehen, ist nicht so lustig. Wir haben natürlich immer die nötige Medizin zu Hause, so dass wir unseren Freund sofort behandeln konnten. Es ging ihm schnell wieder besser, aber es war doch eine bedrückende Erfahrung.
Wir konnten dieses Mal mit unseren Mitteln helfen. Das ist natürlich der erste Reflex. Aber das Problem liegt leider sehr viel tiefer. Warum bringt eine Mutter ihren Sohn nicht zum Arzt oder kauft ihm wenigstens Medikamente wenn es ihm schlecht geht? Die Mutter ist lethargisch, Geld ist nicht genug da und ihr neuer Partner sieht wahrscheinlich auch keine große Veranlassung sich um ein fremdes Kind zu kümmern. Da muss der Junge auf Hilfe warten.
Wir erleben hautnah mit, dass sich viele Menschen keine Untersuchungen oder Medikamente leisten können, obwohl unsere Preise niedrig sind, weil sie durch Spenden subventioniert werden. Viele Menschen aus den Dörfern warten lange bis sie etwas unternehmen und leiden stattdessen. Besonders für Kinder dauert es manchmal lange, bis Geld locker gemacht wird. Es ist unglaublich, was Menschen aushalten können. Wenn es dann unerträglich wird, suchen sie von Nachbarn oder Familienangehörigen Geld zusammen, behandeln sich selber, gehen zum Zauberdoktor oder kommen ins Krankenhaus. Nicht selten ist es wenn sie zu uns kommen schon zu spät. Aus einer unkomplizierten Malariainfektion ist eine tödliche Erkrankung geworden oder eine banale infizierte Wunde führt zur Amputation. Tragischer weise ist der 11-jährige Bruder von o.g. Jose vor kurzem an Malaria gestorben. Seine Erkrankung war so weit fortgeschritten, dass wir ihm nicht mehr helfen konnten. Dieser Junge war genauso alt wie Cajus. Jose‘s Tränen auf der Beerdigung seines Bruders waren eine unserer traurigsten Erfahrungen hier.
Immer wieder fehlt es am Nötigsten. Geld würde im Einzelfall zwar helfen, löst aber das Grundproblem nicht. Es fehlt viel mehr. Erstmal müsste jeder verstehen, wie sehr er selber von Gott geliebt ist. Die Achtung vor jedwedem Leben hätte dann endlich eine stabile Grundlage, auf der echte Nächstenliebe möglich wäre. Desweiteren müsste auch noch eine gerechtere Gesellschafts- und Weltordnung her, in der die Grundbedürfnisse der Menschen gestillt sind. Wenn die armen Länder nicht nur die Absatzmärkte für westliche oder chinesische Produkte wären, sondern man diesen Menschen wirklich helfen wollte, müsste man sie fair behandeln. Z.B. in dem man ihnen ihre Produkte zu angemessenen Preisen abkauft. Da könnte man sich einiges an Entwicklungshilfe sparen. Wenn gerechte Politiker weise Entscheidungen für ihr Land träfen, Gelder nicht in falsche Taschen flössen und jeder einzelne seine Arbeit so gut wie möglich machen würde, könnte sich vieles zum Besseren wenden, ohne dass man einen Pfennig mehr investieren müsste.
Aber die Führungspersönlichkeit, die zeigt, wie man von einer egoistischen zu einer gerechten Weltordnung kommt, muss wohl erst noch geboren werden. So jemand würde darauf Wert legen, dass man nicht sein eigenes Wohl auf Kosten der Anderen bekommt, sondern das Wohl der Anderen im Blick behält. Es wäre ein krasser Perspektivwechsel, nicht mehr um sich selbst zu kreisen, sondern den Anderen in den Mittelpunkt zu stellen. Das würde auch perfekt in der Ehe oder anderen Beziehungen funktionieren. Man könnte den Wünschen des Partners Vorrang geben und vor allem sich selbst nicht so wichtig nehmen. Man muss kein Paarberater sein, um die positiven Effekte vorherzusehen – ein Geheimtipp für gelingende Beziehungen.
Ob es jemals soweit kommt? Aber zum Glück muss man nicht darauf warten, dass die gerechte Welt irgendwann endlich mal von irgendwelchen Staatenlenkern angefangen wird. Man könnte einfach selber in seiner Familie und bei den Menschen in der nächsten Umgebung damit anfangen, egal, welche Autokraten, Despoten, Populisten oder Egomanen die Welt regieren.
Wenn man damit anfängt, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, sondern dem Wohl des Anderen den Vorzug zu geben, würde man merken, wie schön das Zusammenleben sein kann. Man würde vielleicht mehr fair gehandelte Produkte kaufen oder andere Ideen für einen gerechteren und umweltfreundlicheren Welthandel unterstützen. Aber vor allem würde einem relativ schnell klar werden, wie egoistisch man eigentlich doch noch ist. Und wenn man halbwegs ehrlich zu sich selbst ist, müsste man zugeben, dass man es nicht wirklich schafft, so zu leben. Man hätte so im Handumdrehen den Beweis seiner eigenen Erlösungsbedürftigkeit bekommen.
Wenn man mal soweit ist, müsste man eigentlich nur noch das Neue Testament lesen. Denn darin geht es im Wesentlichen um den Erlöser für die Erlösungsbedürftigen. Es fängt ohne Umschweife mit seiner Geburt an. Im Neuen Testament geht es darum, den ernst zu nehmen, der gesagt hat: „I alone can fix it“ (bitte jetzt nicht an einen amerikanischen Politiker denken). Der Typ aus der Krippe hat tatsächlich behauptet: „ Ich bin die einzige Lösung für eure Probleme, ich bin der einzige Weg zu Gott“. Politisch korrekt ist so ein Spruch nicht. Jesus polarisiert. Jeder muss sich irgendwann mal entscheiden, ob er Jesus glaubt oder ihn für den größten Hochstapler aller Zeiten hält. Alles dazwischen würde ihm nicht gerecht werden.
Unserer Meinung nach würden sich die Probleme von Kindern wie Jose und seinem Bruder, die nicht rechtzeitig genügend Medikamente für ihre Malaria haben, besser lösen lassen, wenn man dem Christkind glaubt, wofür es in die Welt gekommen ist. Deswegen sind wir hier in Tansania Missionare, nicht nur Entwicklungshelfer.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern unseres Blogs, und natürlich auch allen Nichtlesern, eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …