Reichtum, Glück und was zu Essen.

Beim Zubettgehen meinte eine unserer Töchter: „Ich möchte gerne reich werden“.
Ich habe kurz überlegt, was ich ihr wohl antworten soll: „Klar, das wollen alle“, oder „Träum weiter“, oder „Da hättest Du Dir andere Eltern aussuchen müssen. Deine leben gerade von Spenden und häufen keine Reichtümer an“. Ich hätte natürlich auch sagen können: „Mein Mädchen, sieh Dich mal um. Du bist schon jetzt deutlich reicher als viele andere Menschen“.

Da ich aber nicht lange überlegen konnte, sondern spontan reagieren musste, habe ich gesagt, dass sie immer schön fleißig sein solle. Dann werde sie es zu etwas bringen im Leben. Das war sicherlich nicht die schlechteste Antwort, da eine gute Arbeitsethik eine solide Grundlage im Leben ist. Aber den Kern der Sache habe ich auf die Schnelle nicht getroffen. Denn im Grunde wollen die Menschen ja nicht reich, sondern in erster Linie glücklich sein.
Echtes Glück ist zum Glück nicht an Reichtum gebunden. Denn es gibt sogar ziemlich arme Menschen, die erstaunlich glücklich sind. In der Tat gibt es einen, finanziell gesehen, viel einfacheren Weg zum Glück, aber dafür müsste man mit Gott im Reinen sein (ein Thema, das übrigens hervorragend zum kommenden Osterfest passen würde). Leider passiert es leicht, dass man Reichtum mit Glück verwechselt, was man besonders bei armen Menschen gut nachvollziehen kann. Aber mit dem Streben nach Reichtum wird man wirkliches Glück fast immer verpassen. ‚Reich sein‘ ist durchaus nichts Verkehrtes, aber ‚Reich werden wollen‘ birgt die Gefahr, in vielen Situationen die falschen Entscheidungen zu treffen. Am Ende hat man vielleicht Geld aber ist nicht wirklich glücklich und die Leute, die den Preis für den eigenen Erfolg zahlen müssen, auch nicht (seien es die eigene Familie oder die Menschen, auf deren Kosten man nach oben gekommen ist). „Habsucht ist die Wurzel aller Übel“, hat der gute alte Paulus von Tarsus geschrieben. Ein Blick in die Geschichte unseres Planeten scheint ihm Recht zu geben.

Ganz abgesehen von Reichtum und Glück würden viele Menschen hier in Tansania im Moment schon froh sein, wenn sie jeden Tag etwas zu Essen hätten. Da die letzte Ernte lange her ist, und die neue Ernte noch ein bisschen auf sich warten lässt, steigen die Nahrungsmittelpreise. Nahrungsmittelsicherheit, d.h. dass man sicher ist, jeden Tag genug zu essen zu haben, ist nicht mehr für alle gegeben.

Bei unseren Kindern geht es eher um die Versorgungslage mit Nutella oder Süßigkeiten; Hunger hat in unserer Familie zum Glück noch niemand erlebt. Mit diesem Thema wollte ich die Träume unserer Tochter aber nicht beschweren.

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